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Seoul

 

Aus seinem Einzelzimmer in einem der Türme des Asam Medical Centers hatte Agent Park eine hervorragende Sicht über den Hangang-Fluß. Sobald er ohne Hilfe aufstehen könnte, sobald die Schmerzen ohne Schmerzmittel erträglich wären, würde er sie vielleicht genießen.
 

„Fantastisch, oder?“


Park zuckte zusammen, was seine Schmerzen sofort verstärkte. Er hatte nicht bemerkt, dass jemand den schlichten, weißen Raum betreten hatte.

Agent Lee stand am Fenster. Wie lange schon, war unmöglich zu sagen. Er blickte auf den Fluss, die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Schließlich drehte er sich zu dem Patienten im Krankenbett um. „Eine tolle Aussicht!“
 

Park war froh, das sanfte Gesicht seines älteren Kollegen zu sehen. Es gab beim National Intelligence Service weitaus unangenehmere Zeitgenossen, die ihm einen Besuch hätten abstatten können. „Man hat Sie auch aus Tokio abgezogen?“, fragte Park.
 

Lee lächelte, schüttelte den Kopf. „Niemand wurde aus Tokio abgezogen. Nach dem, wie die Dinge stehen, müssen wir allerdings beraten, wie wir weiter verfahren.“
 

„Sie haben sie auch gesehen, oder?“
 

Er nickte. „In Roppongi. Sie hatten recht: Kein Zweifel, dass sie es ist.“
 

„Und dennoch habe ich inzwischen Zweifel.“
 

„Woran?“
 

„Dass sie weiß, dass ihr Vater noch lebt.“

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